Die Hände der Mitarbeiter mit den richtigen Handschutz zu schützen ist Pflicht des Arbeitgebers. Diese Handschuhe auch zu akzeptieren und konsequent anzuwenden, ist die Aufgabe des Trägers. Nur wenn die richtigen Handschuhe für den jeweiligen Arbeitsplatz gewählt werden, ist der Träger auch entsprechend geschützt. Manchmal ist eine ausführliche Beratung und eine Arbeitsplatzanalyse durch einen Fachmann notwendig, damit der richtige Handschutz bei der Arbeit eingesetzt wird.
Bei Arbeiten mit scharfen Gegenständen ist Handschutz gefragt
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat im Jahr 2016 ca. 270.000 meldepflichtige Unfälle mit Handverletzungen gemeldet bekommen, dass sind fast 35 Prozent der Gesamtzahl der Arbeitsunfälle in Deutschland. Das Tragen des richtigen Schutzhandschuhs ist daher eine weitgehende Garantie der Unversehrtheit der Gesundheit des Anwenders. Das ist besonders auffällig bei der Benutzung von Schnittschutz-Handschuhen.
In welchen Bereichen sollte man einen Schnittschutzhandschuh eingesetzt werden?
Schnittschutzhandschuhe werden in vielen verschiedenen Bereichen und Branchen eingesetzt. Dieser spezielle Handschutz findet zum Beispiel Anwendung in der Lebensmittelindustrie, in der Metallbearbeitung aber auch in der Abfall- und Recyclingbranche. Überall wo mit scharfen und spitzen Gegenständen gearbeitet wird, muss bei einer Gefährdungsbeurteilung geprüft werden, welcher Schnittschutz am Arbeitsplatz benötigt wird.
Handschutz nach EN 388: Schnittschutzhandschuhe
Die Norm EN 388 hat sich im Rahmen der EU Verordnung 2016/425 geändert bzw. erweitert.
Handschutz mit der Kennzeichnung nach Kategorie 2, wird die Schnittfestigkeitsprüfung wird durch die 2. Stelle unter dem Hammersymbol für mechanische Risiken gekennzeichnet. Nach der bisher gültigen Norm wird die Schutzstufe durch Zahlen von 0 bis 5 gekennzeichnet. Hierbei erhöht sich die Schnittfestigkeit mit einem Faktor (gemessen nach dem sogenannten Coupe-Test mit einem Rundmesser) jeweils um das Doppelte, bezogen auf den vorherigen Wert. Ein Handschuh mit Schnittschutzstufe 3 kann für viele mechanische Arbeiten bereits völlig ausreichend sein. Bei einem erhöhten Schnittrisiko wird natürlich ein Handschuh einer höheren Schnittschutzstufe (bis zu 5 nach alter Norm) eingesetzt.
Die neue PSA Verordnung betrifft auch den Handschutz
Die neue überarbeitete Norm EN 388:2016 misst den Schnittschutz mit einem Messer nach einem anderen Prinzip, nämlich der EN 13997. Die Schnittfestigkeit wird nicht mit einem abstrakten Faktor, sondern mit einem in Newton(N) ausgedrückten Messwert gekennzeichnet. Die Schutzstufe wird nicht mehr durch Zahlen unter dem Hammer-Symbol gekennzeichnet, sondern durch Buchstaben, und zwar von A bis F. Hierbei kennzeichnet der Buchstabe F die höchste Schnittschutzstufe und der Buchstabe A die geringste Schnittfestigkeit.
Akzeptanz von Handschutz
Uns ist aufgefallen, dass viele beim Arbeiten nunmehr sofort nach einem Schutzhandschuh mit der Kennzeichnung Schnittschutzlevel F Ausschau halten. Man möchte beim Handschutz den „maximalem Schutz“ haben. Ergibt dies jedoch Sinn? Hier kommt jetzt ein anderer Faktor ins Spiel, man könnte es „Akzeptanz durch den Träger des Schutzhandschuhs“ nennen. Schnittschutzhandschuhe mit höherer Schnittschutzstufen sind dicker, enthalten mehr unflexible Materialien wie Glas- und Stahlfasern und funktionieren dadurch suboptimal in der Anwendung. Der Träger kann dadurch eher versucht sein, den Schnittschutz-Handschuh auszuziehen. Dieses bringt logischerweise schwerwiegende Konsequenzen und Handverletzungen mit sich. Der Handschutz kann den Arbeiter auch an der leichten Ausführung seiner Arbeit hindern, da die Fingerfertigkeit fehlt. Dieses kann dann viel schneller zur Ermüdung von der Hand führen.
„Mir kann sowieso damit nichts passieren“
Eventuell kann eine (zu) hohe Schnittschutzstufe den Träger auch zu Sorglosigkeit verleiten, er wiegt sich in ein falsches Gefühl der unbegrenzten Sicherheit. Dabei wird vergessen, dass der Handschutz jedoch nur die letzte Barriere seines persönlichen Schutzes darstellt.
Handschutz ohne Overprotection
Für das Dilemma gibt es daher nur eine richtige Lösung: finden Sie den richtigen Handschuh mit der richtigen Fingerfertigkeit, dem richtigen Fingerspitzengefühl und der optimalen Schutzwirkung! Der Tragekomfort nimmt an Bedeutung, zusätzlich zur Schutzwirkung immer mehr zu. „Overprotection“ im Englischen, „übertriebener Schutz“ ist nicht die richtige Lösung beim Handschutz. Beratung kann helfen. Am Ende hängt der richtige Schutz von der Natur des Arbeitsplatzes ab und muss schlussendlich auch dort festgelegt werden.