Die Antwort wird von diversen Anbietern eindeutig mit „ja“ beantwortet. Es ist deutlich: die Nachfrage seitens der Anwender ist da. Aus diesem Grund stellt sich die Frage: wie sieht so ein Handschuh aus, wie ist dieser aufgebaut, was kann der Handschuh leisten und wer bietet solche Handschuhe an?
Schnittschutz und Chemikalienschutz ?
Die Hersteller haben unterschiedliche Konzepte für ihr jeweiliges Produkt entwickelt und geben unterschiedliche Antworten, je nachdem, ob der Schnittschutz oder der Chemikalienschutz im Vordergrund des Interesses beziehungsweise des Arbeitsschutzes steht. Chemikalienschutz ist ein weit aufgefächertes Gebiet. Von den mehr als 100 Millionen bekannten Chemikalien haben vielleicht 100.000 eine industrielle Verwendung. Noch viel weniger haben eine Bedeutung unter dem Aspekt Arbeitsschutz. Nicht zu unterschätzen sind auch die technischen Grenzen der Herstellung von Handschuhen aus diversen Materialien.
Herausforderung: Zwei unterschiedliche Materialeigenschaften vereinen ?
Die Anforderung ist zweigeteilt. Einerseits wird ein guter, teilweise hervorragender Schnittschutz benötigt, andererseits muss der Handschuh flüssigkeitsdicht sowie beständig gegen verschiedene Chemikalien sein. Diese zwei Materialeigenschaften in einem Produkt auf hohem Niveau zu realisieren, kommt der Quadratur eines Kreises nah. Für den Hersteller der Handschuhe besteht die Herausforderung vielmehr darin, mehrere Materialen so zu kombinieren, dass beide gewünschten Produkteigenschaften auch erreicht werden, sodass der Arbeitsschutz gewährleistet ist. Nachstehend werden die zwei Komponenten Schnittschutz und Chemikalienschutz getrennt betrachtet, um ein Gefühl für die Herausforderungen der Hersteller zu erhalten.
Schnittschutz ?
Zunächst die Materialien für Schnittschutzhandschuhe. Es geht hier um Klassiker wie Glasfaser, Stahl, HPPE (High Performance Polyethylene), Aramid und Ähnliches. In der Regel wird aus Schnittschutz-resistenten Fasern ein Liner hergestellt, oftmals mit einem geringen Anteil an elastischem Material, z.B. Elastan oder Spandex. In den meisten Fällen (wenn das technisch möglich ist) ist der Liner rundgestrickt mit wenig Nähten, um möglicherweise einen anschließenden Tauchgang zu erleichtern und dem Anwender einen guten Tragekomfort zu bieten. Der Schnittschutz wird nach EN 388 (CE Kategorie 2) zertifiziert und der Messwert kann je nach eingesetztem Material variieren. Meist wird angestrebt, minimal Klasse C oder D zu erreichen (Artikel 3416 von Showa erreicht sogar Klasse E).
Das Dilemma: Die Chemikalienbeständigkeit der Schnittschutzfaser ?
Ein Dilemma besteht darin, dass das ausgewählte Fasermaterial gegen sehr viele Chemikalien nicht oder nur unzureichend beständig sein kann. Das würde bedeuten, dass ein chemisch nicht beständiges Fasermaterial keineswegs außen verwendet werden kann. Grundsätzlich wäre es jedoch ideal, die Schnittschutzschicht an der Außenseite des Handschuhs einzusetzen. Dadurch wäre die Chemikalienschutzschicht des Handschuhs gut vor mechanischer Einwirkung geschützt. Glasfasern sind hier das bevorzugte Material, da Glasfasern von vielen verwendeten Chemikalien nicht angegriffen werden. Ziel ist es, die mechanischen Eigenschaften, vor allem die Schnittfestigkeit zu verbessern. Stahlfasern sowie HPPE (ein polymeres Polyethylen) können im direkten Kontakt mit vielen Chemikalien überhaupt nicht eingesetzt werden. Stahl wird nämlich durch die meisten Säuren und Polyethylen durch sehr viele Lösungsmittel angegriffen. Glasfasern hingegen haben Bruchenden und können mit diesen feinen Enden die zwingend flüssigkeitsdichte Chemikalienschutzschicht durchstechen. Hierdurch wird der Chemikalienschutz während der eventuell erfolgenden Penetration von Chemikalien nicht mehr erreicht. Dieses Dilemma stellt hohe Anforderungen an die Produktentwicklung. Eine wirklich ideale Lösung ist nur schwer zu erreichen.
Chemikalienschutz ?
Es gibt hier so viele Möglichkeiten wie es Materialien für Chemikalienschutzhandschuhe gibt. In der Praxis eingesetzte Materialien umfassen z. B. Nitrilkautschuk, PVC (Vinyl), PU sowie Neoprene (die Klassiker). Hier gilt, dass ein Chemikalienschutzhandschuh nur gegen Gefahren schützen kann, gegen die das eingesetzte Material der Anforderung entsprechend auch tatsächlich ausreichend beständig ist. Die Anforderungen an kombinierte Schnittschutz/Chemikalienschutzhandschuhe gelten natürlich ebenso ohne Abstriche wie bei den klassischen Chemikalienschutzschutzhandschuhen. Von einem technischen Standpunkt gesehen, wäre es ideal, entsprechend den jeweiligen bereits seit vielen Jahren im Markt befindlichen Chemikalienschutzhandschuhen die entsprechenden Modelle mit kombinierten Schnittschutz zu entwickeln. Ein Hersteller würde dies jedoch nur tun, wenn ein Markt vorhanden ist, das heißt ein quantifizierbarer Bedarf in diese Bereich von Arbeitsschutz besteht. Unter Umständen kann nämlich jede Gefährdung durch Chemikalien und von Mischungen sehr spezifisch sein und sich die Anforderungen an den Chemikalienschutz dadurch stark differenzieren. Weitere Eigenschaften von großer praktischer Bedeutung beinhalten Eigenschaften wie Ölgriff, Fingerfertigkeit (dexterity), Nass- und Trockengriff und ggf. Abriebfestigkeit. Nach Aussagen von Kunden ist bei fast allen im Markt des Arbeitsschutzes befindlichen Handschuhen die Fingerfertigkeit oder „dexterity“ auf Grund des mehrschichtigen Aufbaus sehr eingeschränkt. Dadurch sind die meisten Handschuhe im Grunde nur für grobe Arbeiten geeignet, nicht jedoch für Arbeiten bei denen Fingerspitzengefühl erforderlich ist.
Die Schutzprofis haben kombinierte Chemikalien- und Schnittschutz-Handschuhe getestet ?
Die Produktinnovationen im Schutzhandschuh-Bereich schreiten immer weiter voran. Die Schutzprofis haben sich die auf dem Markt des Arbeitsschutzes gebrachten Schutzhandschuhe mit einer Kombination aus Chemikalien-und Schnittschutz daher genauer angesehen. Diverse Handschuhe wurden begutachtet und auf Tragekomfort sowie Produkteigenschaften getestet. Die entstandene Produktübersicht wird in einem folgenden Beitrag vorgestellt. Festgestellt werden muss ganz klar, dass es noch keine optimale Lösung für Arbeitsbereiche gibt, wo eine Kombination aus Chemikalien-und Schnittschutz-Handschuh benötigt wird. Den perfekten Handschuh für diese Anwendung gibt es noch nicht, da immer ein Kompromiss, entweder beim Schnittschutz oder beim Chemikalienschutz, eingegangen werden muss. Für die Hersteller ist auch die Optimierung des Tragekomforts eine weitere Herausforderung. Die Schutzprofis sind davon überzeugt, dass sich hier in den nächsten Jahren noch eine interessante Weiterentwicklung zeigen wird – Kombinierter Chemikalien- und Schnittschutz ist wirksamer Arbeitsschutz. Natürlich werden die Schutzprofis alles im Blick behalten und immer mal wieder aktuelle Informationen zur Verfügung stellen.