Schutzkleidung waschen – aber wie?

Die Pflege von Schutzkleidung ist sehr viel komplizierter, als man sich das als Arbeitgeber und Anwender häufig vorstellt. Waschen allein ist es nicht, sondern es ist noch viel mehr bei der Pflege zu beachten. Was muss man tun, um die schützenden Eigenschaften der Schutzkleidung nach Gebrauch zu erhalten? Die Schutzprofis berichten in diesem Blogbeitrag ausführlich, so dass Sie möglichst lange was von Ihrer Schutzkleidung haben.

Schutzkleidung waschen – EN Normen beachten

Schutzkleidung ist nach EN-Normen zertifiziert und muss in den Gebrauchs- und Schutzeigenschaften diese Eigenschaften auch nach Reinigung und Pflege der Bekleidung einhalten. Eigenschaften, wie z. B. Flammhemmung, Hitzeschutz, Reflexionseigenschaften, Antistatik, Dichtheit bei nasser und kalter Witterung, Hygieneeigenschaften und viele mehr müssen auch nach dem Pflegeprozess erhalten bleiben. Spezialanwendungen sind ein besonderes Kapitel, erwähnt werden sollen Reinraum und Feuerwehr, Metallbearbeitung bei hohen Temperaturen.

Schutzkleidung waschen – Herstellerangaben beachten

Die Schutzeigenschaften entsprechend der Norm müssen erhalten werden. Können sie das nicht, so muss die Schutzkleidung ersetzt werden, da sie ja dann ihren Zweck, nämlich ihre Schutzwirkung, nicht mehr erfüllen kann. Die Hersteller von Schutzkleidung tun hier viel, um schon aus wirtschaftlichen Gründen die Schutzwirkung möglichst lange zu erhalten.

Hersteller von Schutzkleidung geben an, wie diese zu reinigen und zu pflegen ist. Häufig schreiben die Hersteller vor, dass keine chlorhaltigen Bleichmittel oder keine Sauerstoffbleiche, ebenso wenig wie Weichspüler verwendet werden dürfen. Eine Vorgehensweise, ohne diese Information zu beherzigen, bedeutet ein hohes Risiko einzugehen, nämlich dass die Kleidung ihre Schutzwirkung danach womöglich verloren hat.

Schutzkleidung waschen – je nach Einsatzzweck unterschiedlich

Beispiel Schweißerbekleidung:

Ist Schweißerbekleidung beispielsweise aus Proban-Gewebe hergestellt, so kann sie auch nach häufigem Waschen (laut Herstellerangabe) flammbeständig bleiben. Wie Bekleidung aus Probangewebe gewaschen werden kann, legt der Hersteller des Bekleidungsstücks fest. Ein typisches Beispiel ist die Angabe: „dauerhaft flammbeständig bei Einhaltung der Waschvorschrift“.

Beispiel: Warnschutzbekleidung:

Der Hersteller kann, je nach der Wahl des verwendeten reflektierenden Materials eine Anzahl von Waschzyklen (z. B. 50) festlegen, ohne dass das Material seine Schutzfunktion nach dem Waschen verliert. Das gilt nur, wenn die Waschvorschrift des Herstellers auch genau eingehalten wird! Zu hohe Waschtemperaturen können dazu führen, dass Reflexstreifen der Warnschutzkleidung ihre Leuchtkraft einbüßen, auch durch die mechanische Belastung des Reflexstreifens während des Waschvorgangs. Es ist zwar möglich, die Reflexeigenschaften der Reflexstreifen nach jeder Wäsche zu messen. Jedoch ist verständlich, dass eine solche Anforderung bei der Wäsche zu Hause gar nicht und selbst bei vielen industriellen Wäschereien schwierig erfüllt werden kann. Eine Prüfung beim Hersteller oder einem zertifizierten Prüfinstitut ist wegen des Aufwandes und der damit verbundenen hohen Kosten häufig ebenfalls schwierig.

Schutzkleidung waschen – Besonderheiten beachten

Sollte das Bekleidungsstück eine Imprägnierung aufweisen, so muss diese (ggf. nach Herstellerangabe) nach dem Waschvorgang erneuert werden. Ein weiteres Problem tritt auf, dass bei ungeeigneter, zu hoher Waschtemperatur erhöhter Schrumpf auftreten kann, welcher das Bekleidungsstück für den Träger unbrauchbar macht.

Man sieht, es gibt viel mehr zu beachtende Besonderheiten als es sich ein ungeschulter Anwender vorstellt. Diese gilt es zu beachten, sowohl bei Wäsche in der häuslichen Waschmaschine als auch bei industrieller Wäsche.

  1. Schutzkleidung zu Hause waschen (Haushaltspflege)

    Es ist nach verschiedenen Untersuchungen eine Tatsache, dass in der überwiegenden Zahl der Fälle die bei der Arbeit getragene Kleidung zu Hause in der häuslichen Waschmaschine gewaschen wird. Hiergegen ist nichts einzuwenden, jedoch gilt es, genau die Pflegehinweise zu beachten. Es muss unbedingt die Waschtemperatur beachtet werden. Ebenso muss das vorgesehene, geeignete Waschmittel verwendet werden. Jeder Hersteller oder Händler hat sicher schon einmal mit Reklamationen von Bekleidung zu tun gehabt, die eingelaufen ist und bei der zumindest unklar ist, wie das Teil vorher gewaschen wurde. Auch der Verschmutzungsgrad und vor allem auch die Art der Verschmutzung (z. B. Öl) ist wichtig bei der Vorgehensweise der Wäschepflege. Die Pflegeanleitung wird mit dem Bekleidungsstück geliefert und regelmäßig ist ein Piktogramm in dem Kleidungsstück selbst eingenäht. Verschlissene und reparaturbedürftige Teile können den Träger nicht mehr schützen und müssen aussortiert und durch neue Arbeitsschutzkleidung ersetzt werden.
    Die Pflegebedingungen sind in der Norm EN 6330:2013 festgelegt. Die Kennzeichnung erfolgt nach EN 3758:2012 im Etikett des Kleidungsstücks.

  2. Gewerbliche industrielle Wäsche

    Stark verschmutzte und kontaminierte Schutzbekleidung bedarf besonderer Pflege. In diesem Falle ist es keine gute Idee, solche Wäsche in der häuslichen Waschmaschine zu waschen. Für mit Infektionserregern belastete Wäsche gibt es Anforderungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) an die Hygiene von Wäsche von Einrichtungen des Gesundheitsdienstes, an welche sich die gewerblichen Wäschereien halten müssen. Gegebenenfalls ist eine Desinfektion in einem desinfizierendem Waschverfahren gemäß einer Liste des RKI auf Grund von Empfehlungen des Bekleidungsherstellers anzuwenden. Industriewäschereien sind ebenfalls ausgerüstet für die Imprägnierung von Schutzbekleidung und auch für Reparaturarbeiten. Das Design der Bekleidung muss dann von Herstellerseite derartig sein, dass es den Anforderungen der industriellen Wiederaufbereitung gewachsen ist. Der Waschprozess muss somit auf die Bekleidung abgestimmt sein. Nur so kann die Schutzfunktion aufrechterhalten werden. Die normativen Anforderungen sind in der EN 15797:2018 niedergelegt und sind auch im Etikett des Bekleidungsstücks nach EN 30023:2012 angegeben.

Schutzkleidung waschen – aber richtig

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